Seit ich aus Indien zurück bin hat sich in meinen Essensgewohnheiten Harmonie, Anmut und Schönheit eingestellt.
Ich ziehe den Hut vor der indischen Essenskultur, die Teil des normalen täglichen Lebens ist. Ich habe die hohe Qualität der Speisen speziell in Orissa, die Kreativität, die Harmonie in der Zubereitung, die Vielfalt, die Weisheit und Raffinesse unendlich wertgeschätzt. Es hat mich jeden Tag mit Dankbarkeit und Glück erfüllt meinen Körper auf diese Weise nähren zu dürfen. Es hat nicht nur meinem Körper Kraft gegeben, auch mein Geist war dadurch positiv und freudvoll gestimmt.
Als ich dann die drei Wochen in dem Ayurvedischen Panchakarma Center verbrachte, wo sich alles um Entgiftung und Regeneration dreht, war die Kost zwar weniger abwechslungsreich und manchmal etwas zu leicht für mich, denn abnehmen war nicht mein Ziel.... doch trotzdem immer noch befriedigend und köstlich.
Doch die größte Heilwirkung erfahre ich dadurch, daß ich endlich Regelmäßigkeit in meine Essensgewohnheiten bringen konnte, was mir zuvor lange Zeit mal mehr und mal weniger gelang.
Ich esse 3 Mahlzeiten am Tag zu den gleichen Zeiten. Ich lasse keine Mahlzeit aus, doch esse ich auch nichts dazwischen.
Wenn ich zur Essenszeit noch nicht hungrig bin, bedeutet es meistens, daß ich bei der letzten Mahlzeit zu viel oder zu schwer gegessen habe. Ja, das kann immer noch leicht passieren, aber ich lerne weniger gierig zu sein. Ich esse nun mal wirklich sehr gerne.
Und so habe ich begonnen wirklich jede Mahlzeit wertzuschätzen und bewußt zu gestalten.
Ich verstehe jetzt nicht nur mit dem Verstand, sondern in jede Zelle meines Körpers, daß meine Nahrung mein wichtigstes Mittel ist um bestmögliche Gesundheit zu erlangen und sie lange zu erhalten. Gesundheit und alles was damit einhergeht.... Energie, Freude, Motivation, Klarheit, Fülle, Schönheit, Sinn und Erfüllung....
Wir sind in der heutigen Zeit unendlich vielen Schadstoffen ausgesetzt, in unserer Umgebung, im Wasser, in der Luft, in verarbeiteten Lebensmitteln....
Dazu konfrontiert uns die Lebensmittelindustrie täglich mit einem Überangebot an Nahrungsmitteln, die noch dazu hauptsächlich auf unsere Geschmacksknospen abzielen und Gesundheit an letzte Stelle stellen.
Wie schwer es ist sich dem zu entziehen, besonders, wenn wir unter Anspannung stehen und uns nach emotionalem Trost sehnen.
Unsere Verdauungssysteme haben Stoffe zu verarbeiten, die der Körper und die Zellen nicht als Nahrung erkennen, Chemikalien, denaturierte Fette, industrieller Zucker....
Zu fett, zu süß, zu intensiv im Geschmack....
Kaum gönnen wir der Verdauung genug Ruhephasen, um alles vollständig zu verarbeiten. Kaum hat der Körper Gelegenheiten zur regelmäßigen Entgiftung...
Was in der Jugend noch nicht spürbar ist wird mit den Jahren offenbar. Ich möchte so nicht (mehr) leben. Dieser Körper ist ein großartiges, unsägliches, unbegreifliches, geniales Geschenk. Wir haben ihn erhalten um unser Bewußtsein voll zu entfalten, unser wahres Selbst bzw. das Göttliche in allem voll zu realisieren. Er dient einem höheren Zweck, als uns nur wiederholt momentanen Genuß zu schenken!
Es erfüllt mich mit Glück nun endlich meinen Körper gebührend zu respektieren, die Nahrungsmittel, die mir zur Verfügung stehen zu ehren und jede Mahlzeit zu einem Akt der Selbstliebe zu machen. Für Praktizierende eines vedischen Lebensstiles, ist es noch viel mehr als das.... es ist eine Puja, ein Darbringen von Opfergaben an das Göttliche in uns.
Kennst Du das Gebet aus der Bhagavad Gita?
Brahmārpañam Brahma Havir
Brahmāgnau Brahmañāhutaṃ, Brahmaiva Tena Gantavyam
Brahmakarmā Samādhinah
Es erinnert uns daran, daß das Göttliche in der Speise ist, als auch im Verdauungsfeuer, das Göttliche ist in dem der die Speise darbringt, und in dem der sie empfängt. Wer das Göttliche in Allem erkennt erfährt Samadhi.
Und so kann jede Mahlzeit eine feierliche Zeremonie sein, ein Darbringen ins heilige Feuer, auf daß jede Zelle genährt sein möge, und unser spiritueller Weg unterstützt.
Genauso wie ich die Nahrungsaufnahme schätze, habe ich gelernt den Hunger hoch zu schätzen, denn er ist ein Zeichen, daß Agni, das Verdauungsfeuer bereit und stark genug ist um Nahrung zu absorbieren und Toxine zu verbrennen. Zeiten des Hungers geben dem Körper die Gelegenheit die Zellen zu erneuern und zu entgiften.
Ohne Agni keine Transformation, keine Absorbtion der Nährstoffe, keine Genährt-Sein und auch kein Entgiften...
Entgiften und nähren.....entgiften und nähren.... entgiften und nähren......
Sanft und gleichmäßig entgiften tue ich dadurch, daß ich zwischen den Mahlzeiten nichts esse, und heißes oder warmes Wasser mit Gewürzen trinke, indem ich früher ins Bett gehe und der Magen nachts leer ist....
Nähren tue ich, indem ich hochwertige, leicht verdauliche, köstliche und nahrhafte Speisen frisch zubereite und sie in Ruhe und Dankbarkeit zu mir nehme.
Die authentische indische und speziell die ayurvedische Küche zu kennen ist ein Geschenk für mich, denn sie ist darauf hoch-spezialisiert. Eine über Jahrtausende gewachsene Wissenschaft und Kunst des Essens im Einklang mit der Natur und dem eigenen Körper.
Ja, es ist notwendig etwas voraus zu planen und mein Essen mitzunehmen, wenn ich unterwegs bin. Doch in Wahrheit braucht es nicht viel. Die meisten Zutaten kann man immer zu Hause haben...verschiedene Linsenarten, Basmatireis, Hirse, Quinoa, Amaranth- oder Buchweizenmehl für Chapati, getrocknete Datteln, Aprikosen, Rosinen, Mandeln, Kokosraspeln,
Ghee, Olivenöl, die ganze Pallette klassischer indischer Gewürze, Ziegen- oder Schafmilchyoghurt...Zwiebeln und Ingwer, wenn man möchte... Gemüse kauft man dann frisch je nach Bedarf....
Im Grunde ist die Formel einfach:
- Dal (= Linsen)
- Reis (oder Chapati = indisches Fladenbrot, Hirse, Quinoa, Buchweizen...)
- Gemüse (warm zubereitet, für die Verdaulichkeit)
eventuell etwas gewürzte Buttermilch oder Paneer (Frischkäse)
...und in diesem Rahmen sind der Kreativität dann keine Grenzen gesetzt. Die Variationsmöglichkeiten mit Gewürzen und Zutaten sind unendlich...
Meistens koche ich zu Mittag für die größte Mahlzeit des Tages, und am Abend gibt es das Gleiche nochmal, vielleicht etwas abgewandelt, oder als Suppe.
Und wenn ich einmal eine Ausnahme mache und mich unterwegs doch zu etwas Anderem verleiten lasse, was schon vorkommen kann, dann kehre ich mit immer größerer Freude und Klarheit zu der Ernährungsform zurück, die mir wirklich auf jeder Ebene meines Seins gut tut.
Dafür bin ich voller Dankbarkeit.
Das gab es bei mir heute:
Grüne Mungbohnen mit Karotten und Kokos
Amaranthchapati
Aprikosenchutney
REZEPTE
Grüne Mungbohnen mit Karotten und Kokos (für 4 Pers.)
250 g grüner Mung Dal
1 TL Kurkuma
1/4 TL Asafoetida (Hing)
1,5 l Wasser
2 Karotten
1 TL gemahlener Koriander
1,5 TL Kreuzkümmelsamen
1/2 - 1 EL frisch geriebener Ingwer
2 EL Kokosraspeln
1 EL Ghee
Pfeffer, Salz, Zitronensaft
Dal waschen und über Nacht einweichen
Dal mit Wasser, Asafoetida und Kurkuma weichkochen
Karotten in kleine Stifte schneiden und zum Dal geben. Ingwer, Kokos und Koriander dazu und so lange weiterkochen, bis die Karotten weich sind. Wenn nötig noch etwas Wasser dazugeben, auch, wenn Du den Dal etwas flüssiger magst.
Kreuzkümmel ohne Fett anrösten und dazugeben, Ghee, Salz und Pfeffer drunterrühren.
mit Zitronensaft beträufeln und heiss servieren
Chapatirezept findest Du hier. Es passt aber auch Basmatireis sehr gut dazu.
Aprikosen- Chutney (3 - 4 Personen)
100 g getrocknete ungeschwefelte Aprikosen
3 TL schwarze Korinthen
5 Datteln
2 TL Ghee
1 TL Ingwerpulver
1 TL Kurkuma
1 TL Zimt
1 TL Kardamom Pulver
1 TL Salz (ayurvedisches schwarzes Salz idealer Weise)
eventuell eine Messerspitze Cayenne Pfeffer
Aprikosen, Korinthen und Datteln für einige Stunden einweichen und dann klein würfeln
Ghee in einem Topf sanft erhitzen und Gewürze einige Sekunden rösten
Früchte und 1 - 2 EL Wasser dazugeben und kurz köcheln lassen
mit Salz und Cayenne Pfeffer würzen
wenn Du möchtest kannst Du es mit dem Pürierstab pürieren oder so lassen
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